Projekt: Implementation eines Anonymisierungsverfahrens für WWW-Zugriffe
Autor: Ulf Möller
Stand: 1999-10-12

Anonymisierungsverfahren für WWW-Zugriffe

Datenspuren im Internet

Wer WWW-Seiten liest, hinterläßt Datenspuren. Für den Nutzer ist es kaum zu kontrollieren, welche Daten ein Server-Betreiber speichert. Da viele Länder - beispielsweise die USA - keine dem europäischen Standard entsprechenden Datenschutzgesetze haben, ist ein wirksamer Datenschutz im Internet nur möglich, wenn personenbezogene Daten gar nicht erst anfallen. Dies läßt sich erreichen, indem die Zugriffe auf WWW-Server anonymisiert werden.

Anonymisierungsverfahren

Eine einfache Lösung besteht darin, aus dem HTTP-Dialog zwischen dem WWW-Browser und dem Server diejenigen Daten herauszufiltern, die es dem Betreiber des Servers ermöglichen, einzelne Nutzer zu identifizieren. Dies wird von verschiedenen WWW-Proxies unterstützt, beispielsweise von der Software Squid, die von vielen Organisationen und Internet-Providern als Proxy eingesetzt wird, und von einem öffentlich zugänglichen gebührenfinanzierten System der Firma The Anonymizer.

Dieser Ansatz hat jedoch einen Nachteil: Der Proxy selbst erhält weiterhin alle Daten über die WWW-Zugriffe seiner Nutzer. Auch wer die Verbindungen zum Proxy abhören kann, kann auf diese Daten zugreifen. Diesem Problem kann mit kryptographischen Verfahren begegnet werden. Diese Verfahren gehen auf das 1981 von David Chaum beschriebene Mix-Netz zurück. Ein Mix-Netz besteht aus mehreren "Mixen": Computern, die verschlüsselte Nachrichten anonymisieren und weiterleiten. Wenn die Daten mehrfach verschlüsselt werden und jeder Mix beim Weiterleiten jeweils eine Schicht der Verschlüsselung entfernt, sind die entschlüsselten Nachrichten, die das Mix-Netz verlassen, anonym - und keiner der Mixe kann feststellen, welcher Nutzer welche Nachricht gesendet hat.

Anonymisierung im WWW

Onion Routing ist eine Umsetzung des Mix-Netz-Konzepts auf Internet-Verbindungen. Da die Software in den USA entwickelt wurde, unterliegt sie den dortigen Exportbestimmungen für kryptographische Software und ist außerhalb Nordamerikas nicht erhältlich. Onion Router können auch ohne spezielle Software genutzt werden, sind dann jedoch nicht sicherer als normale Proxies.

Janus ermöglicht es, mit Hilfe von verschlüsselten URLs Inhalte anonym im WWW anzubieten. Auch anonymer Abruf von Daten ist möglich. Da die Inhaltsdaten lediglich auf der Transportebene mit SSL gesichert werden und keine Mehrfachverschlüsselung möglich ist, bietet das Janus-System nicht dieselbe Sicherheit wie ein Mix-Netz.

Auf einem anderen Konzept beruht Crowds. Bei diesem Verfahren leitet der Nutzer seine Anfrage an ein zufällig ausgewähltes Mitglied einer Gruppe weiter. Dieses führt mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit die eigentliche Abfrage durch, andernfalls wird ein zufällig ein weiteres Mitglied ausgewählt. Der Betreiber des WWW-Servers kann damit nicht feststellen, von wo der Zugriff tatsächlich erfolgt; durch Verschlüsselung wird ein Schutz gegen Abhören erzielt. Auch die Crowds-Software ist nur in den USA und Kanada erhältlich.

Der Lucent Personalized Web Assistant ermöglicht es, in einfacher Weise eine Vielzahl von Pseudonymen zu verwenden, damit ein Nutzer auf personalisierte WWW-Angebote anonym zugreifen kann. Dadurch wird verhindert, daß Zugriffe auf unterschiedliche WWW-Angebote zu einem Benutzerprofil zusammengeführt werden können.

Remailer

Mixe, die E-Mail-Nachrichten anonymisieren, werden auch als Remailer bezeichnet. "Cypherpunk"-Remailer benutzen PGP, Mixmaster-Remailer ein speziell für die Anonymisierung entwickeltes Datenformat. Der Pseudonym-Server nym.alias.net ermöglicht es, E-Mail unter Pseudonym zu verschicken. Alle drei Verfahren können mit einer Windows-Oberfläche genutzt werden.

Einzelheiten zu verschiedenen Anonymisierungsverfahren finden sich auch in meiner Studienarbeit: Anonymisierung von Internet-Diensten.