Kein Computer-Crash in der Silvesternacht

In Deutschland ist der befürchtete Crash von Computer-Systemen in der
Silvesternacht offenbar ausgeblieben. Dies berichteten die Staatssekretärin
aus dem Bundesinnenministerium, Brigitte Zypries, und ihr Kollege aus dem
Wirtschaftsministerium, Alfred Tacke, am Samstag früh vor Journalisten in
Berlin.

Auch die Deutsche Telekom und die Bahn AG berichteten, der Jahreswechsel sei
ohne Störungen gelungen. "Bei uns läuft alles", sagte Telecom-Sprecher
Ulrich Lissek in Bonn. Das Fest- und Mobilnetz seien aber stark belastet
gewesen. Anrufer erwartete bei der Telekom und bei anderen Anbietern öfter
das Besetzt-Zeichen.

Die Computer-Systeme der Bahn AG bewältigten den Jahrtausendwechsel
ebenfalls wie geplant. Alle Personenzüge waren kurz vor Mitternacht für
einige Minuten auf den Bahnhöfen festgehalten worden. Danach sei der Verkehr
reibungslos weitergelaufen, teilte die Bahn AG in Frankfurt in der Nacht
mit.

Dem Krisenstab der Bundesregierung liegen bisher Meldungen aus acht
Bundesländer vor, darunter alle großen Flächenstaaten. Die
Informationssysteme der Polizei funktionierten reibungslos. Auch gebe es
weder bei den Telekommunikationsunternehmen noch bei den Energieversorgern
Störmeldungen in Folge des Jahreswechsels. Das Telefonsystem sei wie üblich
zu Silvester überlastet. Der Bahnverkehr wie der Flugverkehr funktioniere
nach bisherigen Erkenntnissen reibungslos. Der Wirtschafts-Staatssekretär
schließt dennoch nicht aus, dass es in den nächsten Tagen in Einzelfällen zu
Problemen kommen könne. Die großen Sorgen seien aber offensichtlich
ausgestanden.

Zuvor waren bereits Australien, Asien sowie Europa ohne größere
Computerprobleme ins Jahr 2000 gestartet. Kurz nach Mitternacht (Ortszeit)
wurden in Japan, Russland sowie in Australien und Neuseeland keine
Millenniums-Probleme, etwa Ausfälle bei der Strom- und Wasserversorgung oder
im Bahnverkehr, bekannt.

In zwei japanischen Atomkraftwerken fielen jedoch durch das
Jahr-2000-Problem Daten-Kontrollsysteme zur Überwachung des Strahlenniveaus
aus. Die Systeme in den Anlagen in der zentraljapanischen Provinz Ishikawa
hätten nach dem Jahreswechsel nicht mehr die richtigen Werte angezeigt,
sagte ein Sprecher der Regionalregierung. Die Werte müssten nun von
Arbeitern manuell erfasst werden. Für die Bevölkerung gebe es aber keine
unmittelbaren Auswirkungen, sagte Takashi Minami.

Die französischen Atomkraftwerke überstanden den Jahreswechsel ohne
Probleme. Das teilte am Samstag morgen der für die befürchteten
Computerprobleme zuständige Experte des Energie-Konzerns EdF in Paris mit.
Auch die klassischen Heiz- und Wasserkraftwerke sowie die
Energieverteil-Netze hätten keine Probleme aufgewiesen.

Auch die deutschen Energie-Anlagen arbeiteten nach dem Jahreswechsel
offensichtlich fehlerlos: Kraftwerke und Netze seien vom vielfach
gefürchteten Datumswechsel unbeeindruckt geblieben, teilte die Bayernwerk AG
in München mit. Die insgesamt gut 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die
in der Nacht Dienst hatten, verlebten eine ruhige Silvesternacht. Das
Bayernwerk hatte bei seinem Jahr-2000-Projekt mit einem Budget von 35
Millionen Mark Datenverarbeitung sowie Steuerungs- und Prozesstechnik
überprüft.

In der c't-Redaktion trafen eine Reihe von Meldungen über unbedeutende
Pannen ein, die keine Schäden nach sich zogen. Ohne negative Folgen blieb
auch die kleine Panne im Verkehrsleitrechner in Neustadt an der Weinstraße.
Der Computer landete im 1. Januar 100. Die Ampeln der Stadt seien aber
ohnehin jede Nacht abgeschaltet, teilte ein Sprecher des Lagezentrums Mainz
mit. Bereits am frühen Neujahrsmorgen sei der Fehler im Software-Programm
behoben gewesen. Alle Ampeln hätten dann einwandfrei funktioniert.
(cp[1]/c't)

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